Die Fercher Fischerkirche
Beelitzer Straße / Ecke Mühlengrund 14548 Schwielowsee Ortsteil Ferch
Die
denkmalgeschützte Dorfkirche in Ferch ist ein in seiner Art besonders
gestalteter Kirchenbau, was ihr die Bezeichnung Fischerkirche hat zukommen
lassen. Im 17. Jahrhundert (vermutlich nach dem Dreißigjährigen Krieg) wurde
sie als schlichte märkische (evangelische) Predigerkirche erbaut.
Auf
einer kleinen Bodenerhebung steht aus solidem Holzwerk ein dreiachsiger
Fachwerksaal mit polygonalem Chorabschluss und Westturm. Die Holzdecke ist als
Tonne gewölbt und hat die Form eines auf dem Kopf liegenden Kahns
(Kirchenschiff). Der an der Westseite der Decke sichtbare Auflagebalken des
Turms kann als Steuerruder des Kahns gedeutet werden. Die Wolkenbildung über
dem Schwielowsee, wie die Fischer bei ihrer Arbeit erlebten, diente wohl als
Motiv für die Bemalung der Decke und stellt das himmlische Reiche Gottes dar.
Einige Wolken wurden mit Gesichtern (Darstellung von Engeln) versehen.
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Die
Einrichtung (Altar, Taufengel, Empore und Gestühl) stammt aus der Bauzeit der
Kirche. Der im Chorraum stehende Kanzelaltar ist mit einfachen Schnitzereien
und Malereien (Christus und die vier Evangelisten) versehen. Kanzel und
Schalldeckel hängen zwischen zwei gedrehten Säulen, unter denen die Wappen der
Plessower Patronatsfamilien (links: Rochow, rechts: v. Arnim) eingefügt sind.
Der Taufengel könnte als Galionsfigur des Schiffes gedacht sein. Bei Taufen
wird er heruntergelassen. So wird das von Gott (von oben) kommende Heil
versinnbildlicht. In der Muschel hält der Engel die Taufschale (Zinn, 1738). Sie
ist von einem Handwerksmeister des Ortes gestiftet worden. Die
Deckenbeleuchtung im Altarraum stellt den Stern von Bethlehem dar. Eine
besondere Rarität stellen die an den Emporen angebrachten und etwa kronförmig
gestalteten Totenbretter (Kronenbretter, Totenkronen) dar. Sie wurden von den
Angehörigen zur Erinnerung an ihre zumeist im Kindesalter Verstorbenen
angebracht. An Gedenktagen wurde darauf Blumenschmuck gestellt. Die Weisheit
der Sprüche auf diesen Tafeln passt auch in unsere Zeit.
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Geschichte
des Totenkronenbrauchtums: Der Tod
von Kindern und Jugendlichen wurde in den vergangenen Jahrhunderten – sicher auch
wegen der hohen Kindersterblichkeit – als besonders schmerzhaft empfunden.
Hieraus hatte sich der Brauch beim Ledigenbegräbnis entwickelt: die Totenkronen
und Totenkränze für unver-heiratete Verstorbene sowie die zu ihrer Präsentation
in der Kirche gefertigten Totenbretter (Kronenbretter). Totenkronen waren im
gesamten deutschsprachigen Raum etwa vom 17. Jahrhundert bis teilweise in 19.
Jahr-hundert das wichtigste Attribut des als Hochzeit verstandenen Begräbnisses
ledig Verstorbener beiderlei Geschlechts. Wahrscheinlich wurde der
Totenkronenbrauch in allen Städten und Dörfern der Mark Brandenburg gepflegt.
Die Totenkronen wurden dabei vornehmlich Säuglingen, Kindern und jungen
Menschen als Ersatz für die zu Lebzeiten entbehrte Brautkrone verehrt. In
diesem Brauch lebte die heidnische Totenhochzeit fort, die dem früh
Verstorbenen sein Recht auf Vermählung noch im Tode zustand. Sie wurde in die christliche
Himmelshochzeit geführt, indem man die Kronen als Lohn für ein tugendhaftes
und jungfräuliches Leben verlieh. Sie machten aus den Verstorbenen himmlische
Bräute und Bräutigame, die unmittelbar in das Reich Gottes eingingen und dort
Fürsprache für ihre Hinterbliebenen nehmen konnten. [Literaturquelle: Sylvia Müller, Vergessene Denkmäler der Liebe. Der
Totenkronenbrauch in der Mark Brandenburg] 1965
erhielt die Kirche eine kleine Orgel der Potsdamer Orgelbaufirma Schuke. 1981
wurde an vielen Holzteilen der Kirche der starke Befall mit holzzerstörenden
Schadinsekten festgestellt. Als Gegenmaßnahme wurde die Kirche für mehrere Tage
in Folie verpackt und anschließend eine Blausäurebegasung ausgesetzt. Zur
Kontrolle wurden empfindliche Mikrofone so angebracht, dass die Fressgeräusche
der Insektenlarven zu hören waren. Die Begasung wurde erfolgreich beendet, als
die Mikrofone keinerlei Geräusche mehr registrierten. Untersuchungen
an den tragenden Holzteilen nach 1997/98 ergaben, dass die Standsicherheit der
Kirche ohne eine umfangreiche Restaurierung und Sanierung in absehbarer Zeit
nicht mehr gegeben wäre. Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz,
mit Landes- und Bundesmitteln, mit Hilfe der Landeskirche und durch
Einzelspenden konnte 1999/2000 mit einem finanziellen Aufwand von annähernd
330.000,00 DM (ca. 169.000,00 EUR) die Kirche saniert und restauriert werden
und auch eine neue Turmkrönung erhalten. Das
Geld reichte aber nicht für die Restaurierung des Kanzelaltars. Dessen
schlechter farblicher Zustand hatte sich zum restaurierten Innenraum der Kirche
nun besonders kontrastreich hervorgehoben. Nachdem hierfür die Finanzierung aus
eigenen Mitteln gesichert war, konnte im Jahr 2002 auch die Restaurierung des
Kanzelaltars, sowie z. T. auch die des Taufengels begonnen und 2003
abgeschossen werden.
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Wir bitten Sie als Besucher unserer
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Schlüssel für Besichtigungen erhätlich im
Museum der Havelländischen Malerkolonie
Beelitzer Straße 1
14548 Schwielowsee / Ortsteil Ferch
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